#20 Moskito Hölle

Bzzz… Bzzz… Bzzz… so ging es die ganze Nacht trotz Ohrenstöpseln. Geschlafen hatten wir auch schon nur komplett mit dem Kopf unter der Decke. Erst am Morgen beim Aufwachen wurde uns jedoch das ganze Ausmaß des Dramas bewusst. Es waren ca. 100 Moskitos in unserem Wohnmobil und die meisten tummelten sich auch noch in unserem Schlafbereich.
Schlagartig war es vorbei mit der Nachtruhe und der Krisen-Modus wurde eingeschaltet. Wie bekommen wir diese Masse an Moskitos wieder aus unserem Wohnmobil?
Erstmal raus. Dort war es allerdings auch nicht viel besser. Darum mit Mücken-Abwehr-Spray eindieseln – wie ein 15 jähriger mit AXE Deo.
Ein freundlicher Nachbar lieh uns seine elektrische Fliegenklatsche und damit gingen wir auf die Jagd. Die Moskitos damit zu töten, stinkt zwar bestialisch, aber der Gestank hat auch etwas beruhigendes und befriedigendes. Die Rache ist unser!
Nachdem wir fast alle Mücken beseitigt hatten, machten wir uns einen Plan, wie wir weiter vorgehen. Erstmal wollten wir uns das richtige Equipment besorgen, also los zum nächstgelegenem Ort Stewart. Das liegt eh in die Richtung des Bear Glacier, den wir uns heute ansehen wollten. Ohne Frühstück ging es schnellstmöglich los – weg von diesem Ort.
Wir machten Stop beim Bear Glacier mit seinem schönen Gletschersee. Hier hatte man einen schönen Ausblick von der Rest Area aus. Und kalt war es hier – keine guten Bedingungen für Mücken.
In Stewart angekommen, gingen die Probleme weiter. Es war Sonntag und der Hardware Store, in dem es mit der höchsten Wahrscheinlichkeit, die dringend benötigten Moskito-Abwehr-Mittel gab, hatte geschlossen. Der Supermarkt machte auch erst um 11 Uhr auf, aber das ermöglichte es uns noch unser Frühstück nachzuholen. Also setzten wir uns in ein kleines Café – mit vielen Erinnerungen von Besuchern an den Wänden – und päppelten uns erstmal mit Kaffee und Sandwich & Bagel auf. Danach schauten wir uns die Stadt Stewart noch etwas an und fühlten uns an eine alte Goldgräberstadt, die es ja auch war, erinnert.
Im Supermarkt bekamen wir leider nicht das gewünschte Equipment und so aktivierten Plan B: Flucht. Es war relativ schnell klar, dass wir nicht mehr zu dem See zurückkehren werden würden, obwohl wir für 2 Nächte bezahlt hatten. Die Leute in Stewart erzählten uns ebenfalls, dass dieses Jahr die Moskitoplage extrem sei und einige so groß wie Kolibris sind. Andere Camper erzählten, dass weiter im Norden, weniger Mücken rumflogen, da die Temperaturen dort etwas kälter waren.
Während wir Plan B umsetzten und flohen, fuhren wir einfach auf den Highway 37 weiter und ließen uns etwas treiben, denn wir wussten nicht genau wohin. Zwei Bären am Wegesrand hellten unsere Stimmung auf.
Einige Fahrstunden später entschieden wir uns in Dease Lake bei einem privaten Campingplatz nachzufragen, ob ein Platz für uns frei ist. Der ältere Campingplatzbesitzer bot uns einen Full-Service Campingplatz (also mit Wasser, Abwasser und Strom) für 35 CAD an. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass es nicht so viele Mücken wie am Meziadin Lake gab, gaben wir ihm das Geld und suchten uns einen der Spots aus. Die Suche war schnell durch, denn alle sahen gleich aus; der Campingplatz war ein einfaches Schotterfeld. Aber das war uns egal. Wir waren nach diesem Tag einfach nur froh, angekommen zu sein. Neben uns stand noch ein älteres Ehepaar, mit denen wir ins Gespräch kamen, als wir gerade unser Wohnmobil anschlossen. Wir klagten etwas unser Moskito-Leid, woraufhin unser Nachbar versprach uns nach seinem Spaziergang etwas vorbeizubringen. Coil! Davon hatten wir schon gehört… Coil ist eine Räuchermittel, das allerdings nur für draußen gedacht ist, weswegen wir davon bisher Abstand genommen hatten. Unsere letzten Bedenken räumte unser Nachbar mit den Worten aus „Well… Smoke or Mosquitos, right?“. Als er uns das Coil (natürlich bereits angezündet, so dass wir eh keine Wahl hatten) brachte, räucherten wir unser Wohnmobil aus.
Am Ende des Tages lagen wir somit Mückenfrei im Bett, kühlten unsere Stiche und hofften, so einen Morgen nicht wieder erleben zu müssen.








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