#88 Harter Tag – Abgabe des Campers

Um 06:30 klingelte uns der Wecker wach. Schnell standen wir auf, zogen das Bettzeug ab und packten die letzten Sachen in die Koffer. Wir hatten – trotz der 4 großen Koffer, des Handgepäckkoffers und der beiden Rucksäcke – echt Mühe alles reinzubekommen, da wir natürlich auch einige Sachen, die wir uns für den Campertrip gekauft hatten, auch in unserer Wohnung in Vancouver nutzen wollten. Doch es passte alles und die Koffer gingen zu. Es war ein komisches Gefühl „unseren“ Camper auf einmal so leer zu sehen. Es fühlte sich auch irgendwie falsch an ihn heute abzugeben, wo wir doch mehr Kilometer zusammen hinter uns gebracht haben, als er ohne uns vorher gefahren ist. Wir hatten uns hier so unglaublich wohl gefühlt und hätten ewig so weiter fahren können.
Gegen 8:00 fuhren wir schweren Herzens Richtung Vermietungsstation. Die letzten 20 Minuten Fahrt für uns. Zum Abschied lief nochmal ganz laut „Running up that Hill“. Der Song hat uns die letzten 3 Monate immer wieder begleitet. Die letzten drei Monate, in denen wir in dem Camper lebten. 83 Nächte auf 64 Stellplätzen meist auf staatlichen Campingplätzen, aber auch auf privaten Campingplätzen und wenige Male auf Parkplätzen großer Supermärkte. 13.534,1 km hatten wir gemeinsam hinter uns gebracht und unglaubliche Sachen gesehen und dabei unseren Safeplace immer dabei gehabt. Drei Fährfahrten, wobei eine davon 16h (!) dauerte, hatten wir mit unserem Camper, unserem kleinen Mucki (jaaaa, wir hatten ihn seit Alaska so getauft, weil er mit seinen 7 Meter etwas mickrig, neben den riesigen Bussen aussah), erlebt. Hier hatten wir so viele Highlights gehabt, aber auch Lowlights, wie unsere Corona Erkrankung, die Mückenplage oder auch das zerbrochene Fenster, gemeinsam gemeistert. Nie werden wir diese Zeit vergessen und sind so dankbar, was wir hier alles erlebt haben und wissen es sehr zu schätzen, dass auch unsere Arbeitgeber (bzw. Dienstherren 🙂 ) dies möglich gemacht haben.
(Das Googlemaps-Bild entspricht grob unserer Route. Leider kann man nicht so viele Etappen bei Googlemaps einfügen, so dass einige Einzelziele von uns nicht enthalten sind.)
Bei Canadream angekommen wurde der Camper auch direkt inspiziert. Wir spendeten und verschenkten noch ein paar Sachen, wie z.B. den Grill, die Goldwaschpfanne, geschlossene Lebensmittel und Campingtoilettenpapier. Der Camper wurde anstandslos entgegengenommen und wir mussten die Schlüssel abgeben. Was fürn scheiß Gefühl…
Doch es stand noch etwas an, was uns beschäftigte, daher blieb kaum Zeit (zum Glück) um groß traurig in dem Moment zu werden. Wir mussten noch mit Canadream über die Kosten bzgl. des zersprungenen Seitenfensters sprechen. Man hatte uns beim Austausch schon mitgeteilt, dass wir die Kosten selbst tragen müssten. Die Autoversicherungen, die wir abgeschlossen hatten, greifen bei Schäden im Innenraum nicht. Solche Schäden kann man wohl nicht versichern lassen und auch unsere Haftpflichtversicherung teilte uns bereits mit, dass bei gemieteten Fahrzeugen im Ausland kein Versicherungsschutz besteht. Also waren wir gespannt, was beim Abschlussgespräch herauskommen würde…
Nachdem man uns die vollen Kosten auferlegen wollte, schilderten wir nochmal die Situation und das wir das Fenster ordnungsgemäß öffneten. Wir zeigten auch Fotos vom Rahmen, der unserer Meinung nach nicht vernünftig geschraubt worden ist, so dass es eine Verengung gab, die eventuell zu viel Spannung aufs Glas gebracht hatte. Nach einem Telefonat mit dem Head Quarter einigten wir uns darauf, die Kosten zu teilen. Das war in Ordnung für uns, da wir sogar schon damit gerechnet hatten, dass uns gar nicht entgegengekommen werden würde.
Nachdem wir bei Canadream fertig waren, kam die nächste „Hürde“: Unser Gepäck und uns nach Downtown Vancouver bringen. Wir hatten alle zusammen mehrere Rucksäcke und Tüten, 6 riesige Koffer und 2 kleinere. Die nette Empfangsdame bei Canadream bestellte uns ein XXL Taxi, was nach einer Viertelstunde kam. Und Tatsache, wir bekamen alles rein und fanden selbst sogar auch noch Platz.
Auf dem Weg nach Downtown kontaktierte Tini schon mal unsere Vermieterin. Wir waren gespannt auf die Wohnung, in die wir für die nächsten 5 Wochen einziehen würden. Obwohl es erst 10:30 war, durften wir schon mal unsere Koffer abstellen und bekamen einige Infos zur Wohnung und unsere Schlüssel. Einen kurzen Blick konnten wir schon auf unsere Wohnung erhaschen und fanden sie toll. Das Haus in dem wir unsere Wohnung gemietet hatten, ist ein riesiger Wohnkomplex mit vielen Restaurants und Cafés und sogar einem Kino. Wir zogen in den 21. Stock der 23 Stockwerke.
Nachdem der Stress – Abgabe und nach Downtown kommen – abgefallen war, tranken wir erstmal einen Kaffee gemeinsam bei Tim Hortons, welcher nur einen Eingang entfernt ist. Danach schrieb die Vermieterin auch schon, dass die Wohnung fertig sei und wir einziehen könnten. Jetzt konnten wir die Wohnung uns genauer anschauen. Und der erste Eindruck täuschte nicht; sie gefiel uns richtig gut. Besonders der Ausblick auf Downtown und der kleine Balkon sind toll.
Bevor wir die Koffer auspackten, wollten wir gemeinsam noch ein wenig die Stadt erkunden, denn schließlich war schon der vorletzte Tag, bevor Tinis Eltern wieder nach Hause fliegen würden. Wir spazierten über die Granville Street nach Gastown und schlenderten durch ein paar Läden dabei. In Gastown angekommen, bummelten wir durch die typischen Souvenirläden und schauten uns die Dampfuhr an, die alle viertel Stunde „Dampf ablässt“ und eine kleine Melodie dazu pfeift. Danach fuhren mit dem Bus spontan nach Granville Island und aßen eine Gemüsesuppe, Fisch and Chips und japanische Dumplings (Gyoza). Auf dem Farmers Market war es, wie zu erwarten, am Samstag sehr voll. Wir schlenderten auch noch etwas durch die Stände, bevor wir dann mit dem Wassertaxi wieder nach Downtown übersetzten. Zurück in der Wohnung packten wir schon mal grob unsere Koffer aus.
Im IGA Supermarkt gegenüber besorgten wir uns schon mal was zum Frühstück für den nächsten Tag. Zum Abendessen holten wir uns Pizza, die wir gemütlich zuhause aßen. Vom Balkon aus beobachteten wir noch das Treiben der Stadt. Gegen 21:00 entdeckten wir, dass auf dem Platz vor unserem Haus eine Tanzveranstaltung mit Standardtänzen stattfand. Also schnell nochmal raus aus dem Pyjama. Nachdem wir ein wenig die Tänzer:innen beobachtet hatten, traten wir den Heimweg an und fielen geschafft von dem langen Tag ins Bett.











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